Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (5)

Wien, 17.01.2015

Beginn

Der Beginn einer Malerei passiert oft spontan und ohne viel Nachzudenken. Ich male einfach drauflos, als würde meine Hand schon wissen, wo sie den nächsten Farbtupfer mit dem Pinsel setzen soll.

Je dichter die Leinwand bemalt ist, desto spannender wird das Bild. Punkt für Punkt und Strich für Strich nähert es sich dem Ende. Manchmal gibt es aber nicht sofort einen Schlusspunkt für ein Bild. Es muss warten, bis der finale Schritt mit meiner Signatur das Werk abschließt.

Vorsichtig setze ich den Pinsel an.

Ich möchte das Gemälde nicht auf den letzten Zentimetern verderben. Das Bild stand schon monatelang neben dem Fernseher und war immer in meinem Blickfeld. Hier und da könnte ich es heller, dunkler, bunter oder ganz anders gestalten. Doch heute habe ich es im Kopf fertiggestellt. Deshalb liegen alle Farben und Pinsel bereit. Dicke, borstige Pinsel sind dabei, genauso wie schlanke mit dünnen Haaren.

Das Gemälde liegt wie immer auf meinem Schoß. Ich brauche eine körperliche Verbindung zur Leinwand. Vor allem aber will ich die Farbe spüren – auf den Fingern, den Armen, im Gesicht und manchmal sogar auf den Beinen. Eigentlich sollte ich nackt malen! Das muss sich bestimmt herrlich anfühlen. Einen Versuch wäre es wert.

Ich öffne die Flasche mit der roten Farbe.

Einige Tropfen laufen über den Rand. Fast hätte ich das Rot von meinen Fingern abgeleckt. Es sieht wirklich aus wie Erdbeermarmelade. Oben links in der Ecke wird das Rot bestimmt gut aussehen.

Liebevoll male ich dieses kleine Detail auf die Leinwand. Ein hübscher, sinnlicher Mund lächelt mich an. Zum Glück trocknet die Farbe schnell.

Kurz stelle ich das Bild zur Seite und schaue es mir noch einmal genau an. Irgendetwas fehlt noch.

Plötzlich springt mein Kater wie aus dem Nichts auf mein Sofa, knapp an der Leinwand vorbei. Er versucht, die Tuben auf den Boden zu werfen. Immer wieder fischt er geschickt mit seinen Pfoten nach den Farbbehältern. Das gefällt mir überhaupt nicht, und ich stupse den Felltiger von der Couch. Empört rennt er mit stolz erhobenem Schwanz aus dem Zimmer. Beleidigt verschwindet er durch die Tür ins Vorzimmer und berührt demonstrativ seine Futterschüssel. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass es Zeit für Nachschub beim Futter ist. Für mich ist das auch ein guter Moment, eine kleine Pause zu machen.

Ich gehe in die Küche und mache mir einen Kaffee.

Als ich die Tasse aus dem Schrank nehme, höre ich den Kater unten laut miauen. Sein Freund, der schwarz-weiße Kater, läuft um meine Beine herum. „Fressen, immer nur fressen!“, sage ich lachend zu meinen tierischen Mitbewohnern.

Der Kaffee dampft aus der Maschine. Auf einem kleinen Teller liegen ein paar Süßigkeiten schön angerichtet. Jetzt müssen nur noch die Katzen gefüttert werden. Gierig lecken sie die Schüsseln in wenigen Minuten leer.

Mit Kaffee und süßer Beilage gehe ich ins Wohnzimmer zurück. Dabei werfe ich einen kurzen Blick auf das fast fertige Gemälde. Es sieht wirklich gut aus, denke ich. Bevor ich weitermache, trinke ich noch einen Schluck aus der kleinen Tasse.

Welche Farbe fehlt? Nein, es ist keine Farbe. Es ist ein kleines Detail.

Auf dem Bild gibt es viel zu entdecken, obwohl es nur 40 x 40 cm groß ist. Jeder Quadratzentimeter erzählt seine eigene Geschichte. Bunte Wesen mit großen Augen und langen Wimpern fliegen über die Leinwand. Sie sind nackt. Auffällige Frisuren sitzen auf ihren Köpfen. Ihre Blicke sind auf etwas in der Ferne gerichtet.

Die Zukunft im Blick

Die Zukunft zu sehen, gibt ein gutes Gefühl. Die Figuren in ihren verschiedenen Formen und Farben leben friedlich nebeneinander. Ihr enger Lebensraum macht ihnen keine Angst. Im Gegenteil: Die Nähe gibt ihnen Wärme.

Sie sind vom gelben Licht der Sommersonne umgeben. Pflanzen, Tiere und andere Lebewesen haben einen Ort gefunden, an dem sie zusammen sein können.

Der große blonde Frauenkopf und die vielen grün-türkisen Helfer geben Energie in diesen Lebensraum. Der Baum der Herzen schenkt die Kraft der Liebe.

Es fehlt wohl noch ein Kontrast zu dieser scheinbar friedlichen Idylle. Etwas, worauf der Mensch nur ungern verzichten möchte. Ich denke dabei an den Verstand: das Denken, Grübeln, Nachdenken, das Wälzen von Gedanken, Überlegungen, Hirngespinste, Ideen und Phantasien – all das, was das Gedankengut der Menschheit ausmacht.

Ein Vogel mit schrägem Blick verwaltet nun genau das, was uns auf der Erde zum Menschen gemacht hat. Hier, auf diesem bunten Bild der Zukunft, auf einem anderen Stern. Wie wird der gefiederte, etwas geknickte Freund wohl mit diesem Schatz umgehen?

LifeonMars 10.10.2014 - 06.01.2015 40 x 40 cm Acryl + Marker auf Leinwand
Bluesanne

Bluesanne

Künstlerin
*Alltagsphilosophin - *Philanthropin - *Autodidaktin - *MusikConnaisseuse
verfasst am 17.1.2015 aktualisiert am 14.08.2022 + 06.09.2023 ©Bluesanne
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